Es bewegt sich immer weiter! Die in den letzten Jahren zu beobachtende Liberalisierung von Cannabis im öffentlichen wie politischen Diskurs beginnt sich nun auch in die juristische Praxis auszudehnen: in einem Referentenentwurf unterbreitet das Gesundheitsministerium den Vorschlag, durch Schaffung einer neuen Behörde (“Cannabisagentur”) zukünftig den bislang streng regulierten Zugang zu medizinischem Cannabis deutlich zu lockern – wer also zur Linderung seiner körperlichen Schmerzen Cannabis braucht, wird es bald leichter haben.
Die “Zeit” schreibt zu genaueren Details der Cannabisagentur:
Eine Cannabisagentur mit zunächst fünf Mitarbeitern soll jegliche Mengen von legal in Deutschland geerntetem Marihuana und Haschisch aufkaufen. Die Behörde wäre dafür zuständig, die Qualität des Cannabis zu kontrollieren und zu überwachen, seine Verpackung zu begutachten und zu garantieren, dass das Gras als Medikament gut verfügbar ist. Sie soll auch regeln, wie der pflanzliche Rohstoff an Großhändler geliefert und rasch und sinnvoll verteilt werden kann.
Bislang ist es den allermeisten Patienten unmöglich gewesen, aufgrund der exorbitant hohen preise von Medizinalhanf THC-basierte Medikamention einzunehmen – zumal die Krankenkassen in den allerwenigsten Fällen hierfür die Kosten übernehmen.
Dies alles soll sich in Zukunft nun ändern, denn wenn die im Raum stehende Cannabisagentur wirklich eingeführt wird, dann muss infolgedessen vor allem der Anbau von Cannabis neu geregelt werden! Durchaus denkbar, dass ähnlich wie in Holland jeder Bürger entweder eine geringe Anzahl von Hanfpflanzen straffrei selbst anbauen darf, oder – wie im ersten Anlauf wahrscheinlicher – erst einmal nur Schmerzpatienten eine solche Erlaubnis vom Bundesamt für Arzneimittel ohne größere Hürden erteilt bekommen. Zudem muss sich Gedanken darüber gemacht werden, woher all das medizinische Cannabis dann kommen soll. Hierzu schreibt die Zeit erhellend:
Im vergangenen Jahr hatte sich bereits eine Gruppe aus fünf Anwälten, Medizinern und Geschäftsleuten um eine Sondergenehmigung beim zuständigen Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte bemüht. Ihr Ziel: Die Ersten zu sein, die Cannabis gewerblich anbauen dürfen. Dazu hatten sie 50.000 Quadratmeter Ackerfläche nahe Hannover gekauft. Den künftigen Cannabisunternehmern geht es um den Vertrieb von Medizinalhanf.
Es läuft also darauf hinaus, dass großflächig mitten in Deutschland potente Cannabis-Plantagen betrieben werden können. All dies sind erste vielversprechende Ansätze auf dem Weg Richtung Etablierung von Coffeeshops – denn mittels “Politik der kleinen Schritte” kann so sukzessiv das politische und öffentliche Bewusstsein von Cannabis als zu verbietende Substanz über Cannabis als Medizin bis hin zu Cannabis als relativ ungefährliches, für alle Erwachsenen frei zugängliches Rauschmittel gewandelt.
Nun müsste das gleiche Prozedere auch noch für Zauberpilze und deren Wirkstoff Psilocybin ablaufen – immerhin sehen erste Ansätze zur Forschung von Magic Mushrooms als Medikament gegen psychische Leiden sehr vielversprechend aus. In den Niederlande darf man immerhin frische halluzinogene Pilze kaufen und immer noch eine Pilz Growbox bestellen.