Kratom-Entzug: Hilfreiche Tipps & Erfahrungsbericht – Entzug von 1,5kg monatlichem Kratomkonsum

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Der folgende Kratomentzugs-Langzeit-Erfahrungsbericht stammt von einem Blogleser (vielen Dank für die Einsendung!), der über Jahre hinweg riesige Mengen Kratom konsumiert hat.

Er berichtet uns darin selbstkritisch von seinen Entzügen, was ihm half und dass man keineswegs das Suchtpotential der opioiden Droge Kratom unterschätzen sollte! Er erzählt von seinen 3 Kratomentzügen und welche Mittel gegen die Entzugserscheinungen gut halfen. Ein sehr ausführlicher Langzeitbericht mit guten Tipps und Hilfsmitteln zum Aufhören und Absetzen der Kratomdroge Mitragyna Speciosa.

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Los geht’s: (Zwischenüberschriften von uns eingefügt der besseren Übersicht wegen)

Kratomsucht – der Beginn

Das erste Mal Kratom kaufte ich bereits als Teenager. Es wurde in Drogenforen als legale Droge beschrieben, die eine recht starke Wirkung entfalten soll. Also bestellte ich circa 10 Gramm Kratom. Zu diesem Zeitpunkt konsumierte ich bereits täglich Cannabis und das möchte ich gleich vorweg schicken: Es hätte mir eine Warnung sein sollen. Wer nämlich täglich eine Droge konsumiert über einen langen Zeitraum, ist sehr wahrscheinlich davon abhängig. Und wer trotz dieser Suchtaffinität dann zu einem Opioid greift (Opioide sind starkes Wohlbefinden verursachende Schmerzmittel vereinfacht ausgedrückt), der wird mit großer Wahrscheinlichkeit dann auch opioidabhängig.

Kratom schmeckte mir sehr eklig und ich bereitete es mir nur als Tee zu, wie man eben auch klassisch Tee macht: Einfach ziehen lassen in heißem Wasser und dann nur das Wasser trinken (später lernte ich, dass man zur vollen Kratomwirkung auch das Kratompulver mittrinken muss). Es wirkte also nicht und retrospektiv betrachtet war das großes Glück. Ich probierte es noch einige weitere Male und war enttäuscht, dass es einfach nicht wirken wollte.

Über ein halbes Jahrzehnt später widmete ich mich dem grünen Pulver erneut, da Kratom auch immer mehr in den einschlägigen Blogs und Foren diskutiert wurde. Jetzt trank ich das Pulver im Wasser mit und verzog das ganze Gesicht vor Ekel. "Bäh wie widerlich, das kann man ja unmöglich täglich nehmen!" dachte ich mir. Und ob man das kann, wurde ich einige Zeit später eines Besseren belehrt.  Es war ein sehr geiles Gefühl, eine innere Wärme sowohl körperlicher Art (totale Entspannung) als auch seelischer Natur (riesiges Wohlbefinden). Genau das war doch das Gefühl, welches ich schon immer haben wollte und welches am besten dauerhaft bestehen bliebe! Anfangs konsumierte ich nur sporadisch,was wohl auch am täglichen Gras-Konsum lag.

So ungefähr ein halbes Jahr später trennte ich mich jedoch von meiner langjährigen Freundin und zog um. Ein großer Schritt im Leben. Ich fühlte mich sehr allein und einsam, weinte manchmal im Treppenhaus vor Kummer. Eine wunderbare Einladung für die Opioidsucht, in einer solchen Phase Trost in Drogen zu suchen. Es fing mit circa 5 bis 7 Gramm täglich am Morgen nach dem Aufstehen an. Diese reichten auch den ganzen Tag über. Schnell steigerte sich jedoch die Dosis auf einen unteren zweistelligen Grammbereich. Einige Wochen nach dem ich bereits täglich Kratom einnahm, wachte ich eines Nachts plötzlich schweißgebadet und mit Gliederschmerzen im Bett auf. Es hat sich so angefühlt, als ob ich mit einem grippalen Infekt krank werden würde. Instinktiv nahm ich einen kleinen Teelöffel Kratom und konnte wieder einschlafen. Am nächsten Morgen realisierte ich, dass dies wohl die körperlichen Entzugserscheinungen gewesen sein müssen, die ein Opiatentzug respektive Opioidentzug (Kratom ist ja ein Opioid und kein Opiat, ebenso wie Heroin kein Opiat sondern ein Opioid ist – aber wir wollen uns an pharmakologischen Feinheiten jetzt nicht den Kopf zerbrechen) so mit sich bringen. Ich kannte das Phänomen aus dem Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", in dem die Protagonistin es ganz ähnlich beschrieben hat.

Ab diesem Zeitpunkt konsumierte ich 2 mal Kratom jeden Tag statt nur noch einmal: morgens und spätnachmittags/ abends. Schnell steigerte sich die Dosis auf etwa 30 Gramm nach dem Aufstehen und 20 Gramm im zweiten Tagesdurchgang. Also täglich mindestens 50 Gramm. Ich testete verschiedene Kratomsorten aus, aber alle wirkten gleich für mich – nur die Intensität war bei manchen Sorten geringer als bei anderen. Grünes und Rotes Kratom bevorzugte ich.

Der Kratomkonsum bestimmte fortlaufend mein Leben im Sinne von: Gab den Takt vor. Egal wo ich hin ging, immer hatte ich mindestens 50 Gramm Kratom als Notreserve bei mir. Wenn ich abends tanzen gehen wollte, merkte ich frühmorgens im Club den einsetzenden Entzug und musste nachlegen. Im Urlaub betete ich regelrecht, dass das Kratom durch den Flughafenzoll im Koffer gelangt und nicht beschlagnahmt wird. Es passierte mir auch nicht nur einmal, dass ich mich in aller Öffentlichkeit wegen des Kratoms übergeben musste. Einmal sogar während einer Mitfahrgelegenheit in einem fremden Auto. Aber auch hier hatte ich deshalb immer vorsichtshalber Kotztüten bei mir. In alle Planungen musste Kratom einberechnet werden – spontanes Übernachten und tagelanges Wegbleiben ohne mein "Medikament" ging gar nicht. Und das war es für mich: ein Medikament. Kratom nahm mir die Ängste im außerhäuslichen Sozialkontakt und gab mir genug Kraft und Antrieb, um meiner gesellschaftlichen Verpflichtung nachzukommen. Zu Beginn des täglichen Kratomkonsums hörte ich übrigens auch mit dem Weed-Rauchen auf. Ich kam vom Regen in die Traufe und ersetzte Bier durch Schnaps gewissermaßen.

Der 1. Kratom-Entzug

Und so vergingen 2 Jahre, ehe ich beschloss, damit aufzuhören und einen Entzug vom Kratom zu machen. Ich reduzierte über einige Monate die Dosis nach und nach. In meinen tagebuchähnlichen Aufzeichnungen notierte ich diesen Verlauf wie folgt:

  • Mai: Entschluss gefasst, dass eine Pause mal wieder ganz gut täte, bei Kratom aber langsam herunterdosiert werden muss.
  • ab juni: statt bis zu 35 "nur" noch 25g am Morgen
  • ab August: ca 20g pro Tagesbeginn (immer mehr gemischt mit als weniger wirksam empfundenen Sorten)
  • ab September: schon "nur" noch 15g bis 10g (fast nur noch White Borneo)
  • Freitag (anfang september): wegen zu erwartendem, harten 13-Stunden-Arbeitstag letztmaliger Konsum von 15g und statt White Borneo die letzten Reste meiner lieblingssorte dafür verwendet nach dem Aufstehen um 5.15 Uhr. Gegen 20.30 Uhr habe ich auf der Arbeit nochmal 5g Kratom heruntergespült und schließlich um 1 Uhr vor dem Schlafengehen die bisher vorletzten 5g Kratom (White Borneo).
  • Am Samstagmorgen erstmalig statt 15g nur noch 5g. Jetzt haben wir Sonntag um 3.22 Uhr und ich kann aufgrund von Restless Legs nicht einschlafen. Der Tag war ganz okay, ein bisschen antriebslos (Aber das kenne ich ja) und innerlich leer, aber es ist auszuhalten.
  •  Sonntag 4.35 UHR: ich halte es nicht mehr aus, dieses ätzende RLS. Daher nehme ich 1-2g Kratom. Irgendwann um ca. 7 Uhr so halbwegs bis 13 Uhr "geschlafen" mit Zuckungen und Unruhigkeitszuständen – aushaltbar doch nervig, wenn man doch einfach nur schlafen will! 23.27 Uhr: Ich lese gerade den Thread im Land der Träume zum kratom-Entzug und dort heißt es, der Höhepunkt kommt erst am 3. Tag! Whoa fuck, wenn überhaupt habe ich heute nacht meinen 2. hinter mir und die dauerhaft stechenden Beine wie Grundverstimmung und Antriebslosigkeit sind so schon kaum auszuhalten. Hab gerade nachgerechnet und es ist ja gerade mal der erste tag ohne kratom für mich! Gestern am Samstag waren ja noch 5g am Morgen und 2g in der Nacht. Shit, auch wenn viel milder als erwartet , doch höchst beeinträchtigend.1 Uhr: bald sind die ersten 24h ohne jegliche Kratomisierung auf den Körper durchstanden. Was wirklich hilft, doch ich weiß schwer das sein kann auch wenn es so simpel klingt, ist es einfach mal, den Arsch hochzubekommen und sein geliebtes Nest zu verlassen! Durch diese neue Reizumgebung (und sei es nur ein kleiner Spaziergang mit Joint wie ich es gerade tat) kommt man nicht nur auf völlig anderen Gedanken und der Entzug wird auf einmal als viel weniger schlimm und intensiv erlebt, auch tut die Bewegung gut und wenn man weniger zuhause ist, geht es einem schon viel besser. Ich zum Beispiel habe durch den eben absolvierten Joint-Spaziergang draußen Aufwind bekommen und werde statt faul vor dem PC zu hängen hier aktiv werden, Zimmer aufräumen etc. Es stimmt einfach was ich eben in vielen Erfahrungsberichten über Kratomentzüge gelesen habe: aus der leidigen Spirale des Selbstmitleides bzw. eben des tatsächlich empfundenen Seelenschmerzes hilft ein kurzes mühseliges Aufrappeln und dann läuft der Motor schon wieder fast von ganz alleine 😉
  • 4.36 Uhr Montagmorgen: Yes, die ersten 24h ohne ein einziges Krümelchen Kratom sind geschafft
    (……)

Ich habe mich also grob eingelesen in entsprechende Online-Tipps und begann den Kratomentzug Zuhause alleine. Die ersten Tage hatte ich es noch radikal reduziert und dann versuchte ich, mit Cannabis den Entzug zu mildern. Seelisch half das auch noch etwas, aber der körperliche Entzug war so heftig und schwierig auszuhalten.

Symptome meines Kratomentzuges:

Nachts konnte ich wegen der Restless Legs nicht schlafen und tagsüber quälten mich Schüttelfrost, innere Kälte, Gliederschmerzen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Herzrasen von morgens bis abends, depressive innere Leere, Antriebslosigkeit, große Schlafschwierigkeiten – eben das volle Programm eines Opioidentzuges überkam mich.

Ich trieb viel Sport und versuchte mich abzulenken. Nach ungefähr 7 Tagen Kratomentzug unterließ ich auch das kiffen. Ich werde hier nicht sämtliche Tagebucheinträge kopieren, wohl aber noch einige um das Ausmaß zu verdeutlichen:

  • Übernächster Samstag (müsste dann also knapp 2 Wochen ohne Kratom sein und ich war in einem lange geplanten Urlaub): es ist das gleiche spiel wie seit jahren! Im Entzug (vorher ja nur weed im entzug gekannt) bin ich unerträglich für meine Mitmenschen, stoße ihnen vor den KOpf und bin streitlustig wie -süchtig. Habe mich mit meiner Frau daher eben wieder mal wegen Nichtigkeiten richtig krass gezofft, sodass sie das Zimmer zur Nacht wechselte. Es fühlt sich genauso an wie immer: in der Endphase meiner Beziehung steckend, läuft mir die Frau davon – weil sie mit mir nicht umgehen kann, weil sie meinen Umgang mit ihr zu persönlich nimmt, auch wenn ich jedes mal vor- und nachher sage, dass es nur Affekthandlungen und -worte von mir sind, ohne Bedeutung. Dass mein Ausrasten, das Schreien, das Beleidigtsein, die Aggressivität nur vorübergehende Symptome sind, die sich im Entzug ganz besonders widerlich spiegeln. Vergebens. Sie ist ein zu reiner, auf Liebe aus seiender mensch, als dass sie mich so ertrüge. Schon am ersten Urlaubstag nach 30 Stunden ohne Schlaf gipfelte es in einem mächtigen Streit, in dem sie sagte, nicht alle Menschen, die sich mögen, seien auch füreinander bestimmt. Heute fügte sie hinzu, dass das unsichtbare Band zwischen uns Distanz schafft, dass sie mir nicht ins Gesicht sagen kann "ich liebe Dich".
  • Oktober (3. Woche Kratomentzug): Jetzt langsam kommt der Hunger und Appetit wieder! Schlechter Schlaf immer noch, Herzrasen immer noch. Die Kälte wohl auch.
  • Oktober: heute nach dem aufstehen zum ersten mal eine recht ordentliche "kackwurst" gelegt – nach knapp 5 wochen kratomentzug! Dennoch leichtes unwohlsein vom herzen aus wieder mal. trotzdem sehr depressiv und ätzende zwangsgedanken.
  • November: körperlicher Entzug ist völlig weg, psychischer noch da. Stimmungsschwankungen und schwacher antrieb, vor allem immer noch sehr schlechter und gestörter schlaf.
  • Letzter Eintrag: 15. November berichtete ich noch einmal von den Schlafstörungen. Da ab dann nichts mehr folgte, muss es wohl immer besser gegangen sein.

Und so ging es auch ganz gut und drogenfrei 6 Monate lang. Ich ging fast jeden Morgen Laufen und kam meiner Verpflichtung nach, beendete das Studium erfolgreich. Dann ging es zum Masterstudium auf eine neue Uni und dort stand ich wieder vor alten Problemen. Ich konnte aufgrund der Sozialphobie nur schwerlich daran teilnehmen, konnte mal wieder keinen Kontakt zu meinen Mitstudenten aufbauen, fühlte mich sehr isoliert und allein. Und so entschied ich mich ganz bewusst für einen erneuten täglichen Kratomkonsum als "Medikament". Mithilfe der angstlösende Wirkung und der Antriebskraft kam ich auch gut voran und konnte weiterstudieren, allerdings konsumierte ich schnell wieder die 50 Gramm täglich. Außerdem rauchte ich auch wieder täglich Marihuana, immer so gegen Nachmittag einige Stunden nach der ersten Kratomdosis.

Der 2. Kratom-Entzug

Nach ungefähr 1,5 Jahren entschloss ich mich abermals, einen Kratomentzug zu machen. Diesmal allerdings unter professioneller Hilfe und nicht allein. Also schraubte ich abermals einige Zeit vorher die Dosis herunter und ging in die Entgiftungsstation einer Klinik. Niemand kannte dort diese Droge und ich wurde mit 2ml Polamidon einige Tage substituiert. Die anderen Patienten dort waren sehr nett und mir fiel auf, dass die meisten Drogenabhängigen (bzw. Alkoholsüchtigen, denn die meisten waren wegen Alkohol da) überdurchschnittlich herzliche Menschen waren. Liegt die Ursache ihrer Sucht also vielleicht auch darin, dass solcherart Herzlichkeit heute keinen Platz in unserer herzlosen Gesellschaft findet?

Nach Ende der Substitution fingen dann die altbekannten Kratomentzugserscheinungen wieder an. Ich konnte kaum (ein)schlafen, hatte nachts Restless Legs und auch sonst war alles Scheiße und wie eine Grippe mit Depressionen. Der Arzt wollte mir einfach nichts gegen die Restless Legs geben, was ich als ungeheuer dreist empfand. Also besorgte ich mir währenddessen Restex (Levodopa Medikament) und konnte dadurch endlich beruhigt schlafen. Außerdem nahm ich heimlich (also ohne ärztliche Absprache) 50mg Lyrica (Pregabalin) morgens und abends. Diese wirkten echt Wunder und alle Entzugserscheinungen waren weg!

Nach 3 Wochen wurde ich entlassen und ich lernte dabei so einiges. Erstens bekam ich von allen Seiten zu hören, dass ich "einfach mal richtig süchtig" sei und daher nie wieder irgendein Rauschmittel nehmen könne, ohne wieder in das tägliche Konsummuster zu verfallen. Außerdem mussten wir täglich mehrere Selbsthilfegruppen besuchen, was mir schnell klar machte, warum für viele Süchtige solche Gruppen wertvoll sind.

Zuhause angekommen merkte ich, dass selbst die etwa 100 bis 150mg Lyrica täglich über 2 bis 3 Wochen den Körper abhängig gemacht haben. Also schlich ich das Lyrica aus innerhalb weniger Tage. Ich hatte diesmal kein Tagebuch geführt, aber ich weiß noch, dass es circa 90 Tage dauerte, bis ich körperlich von jeglichen Entzugserscheinungen des Kratoms befreit war. Ich wunderte mich sehr, weshalb die Zeit so lange dauerte, da im Internet Erfahrungsberichte niemals von solcher Länge eines Kratomentzuges sprachen. Ich führte das einerseits auf die riesige Menge an Kratom zurück (pro Jahr fast 20 Kilogramm!) und andererseits wird hier sicherlich die genetische Disposition eine Rolle spielen.

Ich blieb die nächsten 8-9 Monate erneut völlig clean und war in dieser Zeit so produktiv wie noch nie in meinem Leben. Irgendwann war ich auf einen Geburtstag eingeladen und ich nahm mir vorher schon vor, endlich mal wieder ein kühles Bier zu trinken. Ab dann brach der rote Faden der Abstinenz und die Abstände zwischen den Konsumeinheiten wurden immer geringer, was ich mir auch im Handy immer notierte (aber noch kein täglicher Konsum, dafür viel Ausprobieren von neuen Pflanzenkräutern etc). Kratom allerdings sollte erst hinzukommen, als ich einige Wochen später richtig zuschlug. Es war Herrentag und ich konsumierte so krass wie noch nie in meinem Leben. Morgens fingen wir mit Bier an und kurz darauf folgte Kokain. Später kam noch Lachgas hinzu sowie Ketamin und Extasy. Ich konnte nicht schlafen und hatte zudem einen megaabfuck-Chemokater. Ich hatte noch locker über ein Kilogramm Kratom daheim (ja man mag es kaum glauben, aber während des ganzen Entzuges und Cleanseins lagen immer große Kratommengen einige Meter griffbereit weiter, ohne dass ich sie damals je anfasste) und bediente mich daran. Der Kater von den Chemodrogen war aber so heftig, dass selbst Kratom nicht allzu viel ausrichten konnte. Ich entschied mich dann wieder bewusst, jetzt eine Weile erneut Kratom zu nehmen (ohne des Selbstbetruges "morgen höre ich auf, nur noch heute!" – dieser Typ war ich nie) und im Herbst einen erneuten Entzug zu machen. Also vergingen jetzt ca. 4 Monate mit täglichem Kratomkonsum, gepaart mit Cannabis.

In diesem Sommer wollte ich es mir noch einmal richtig schön machen und fuhr in den Semesterferien für eine Weile in den Garten meiner Eltern. Ich sehnte mich nach der sorgenlosen Jugendzeit, in der man während der Ferien ähnlich gechillt einfach nur dem Müßiggang fröhnen konnte. Und tatsächlich war es ähnlich, wenngleich nicht so wie einst. Ich stand gegen Mittag auf, nahm meine Dosis Kratom und surfte mit dem Tablet. Nach etwa 3 Stunden, als die Kratomwirkung am Abflauen war, baute ich mir mehrere Joints und legte mich in den Garten in die pralle Sommersonne. Währenddessen rauchte ich die Joints und gab mich der puren Lethargie hin. Ich hörte via Youtube die Intros der Kinderserien aus meiner Kindheit und träumte mich zurück in diese Zeit ohne Verantwortung und Pflicht. Ich tat mich schwer mit dem so berühmten "Erwachsenwerden" und nutzte jede Möglichkeit, diesem Prozess aus dem Weg zu gehen.

Der 3. Kratomentzug und Beginn der Drogentherapie

Wie vorgenommen, dosierte ich mit abnehmendem Sommer auch meine Kratomdosis herunter, um dann im Herbst in den 3. Kratomentzug zu gehen. Auch dies Mal in einer Klinik, aber einer anderen. Dort blieb ich circa 7 bis 10 Tage und beschloss, dies Mal eine ambulante Drogentherapie zu machen, um auch geistig voranzukommen.

Ich stelle den Antrag auf Kostenübernahme und begann wenig später die Drogentherapie. Seitdem ich bin ich jetzt fast 1,5 Jahre clean (auch kein Nikotin oder Alkohol etc.) und habe viel, wirklich sehr viel in dieser Zeit gelernt. Natürlich habe ich Bock, mal wieder ein Bier zu trinken und werde es auch machen. Auch mal wieder einen Joint rauchen und Halluzinogene nehmen. Aber ich habe Angst, dass es dann wieder wie zuvor wird und der tägliche Substanzmissbrauch einsetzt. Dennoch bin ich anscheinend einfach noch nicht reif genug und "bereit", mir ein komplett abstintentes Leben dauerhaft vorstellen zu können. Wenn Interesse besteht, werde ich hier eines Tages ein Update einreichen und schreiben, wie es weiterging.

Auf jeden Fall kann ich jedem nur empfehlen, in den Kratom-Entzug zu gehen und mindestens mal für eine ganze Weile völlig abstinent zu leben und zu schauen, wie sich das Leben damit so anfühlt – ohne Alkohol oder sonstigen Rausch!

Kratom-Entzug: Was wirklich hilft

Ich hatte während meiner Kratomentzüge vieles ausprobiert und einiges hat auch echt geholfen. Ich werde daher kurz auflisten, was MIR PERSÖNLICH beim Entzug geholfen hat. Seht das nicht als endgültige Wundermittelliste gegen den Kratomentzug. Sicherlich fehlen einige Dinge, die bei anderen gut halfen (Doxepin brachte mir zB nicht viel, andere schwören aber drauf).

Mir halfen diese Mittel am besten beim Kratomentzug:

  • Lyrica (bzw. Pregabalin). Bei mir linderten schon 50 bis maximal 100mg Lyrica sofort sämtliche Entzugserscheinungen des Kratoms für viele viele Stunden. Für mich ein wahres Wundermittel! Ich lernte auch einen Heroinabhängigen in der Klinik kennen, dem ich einige Lyrica abgab. Auch er wunderte sich, weshalb Lyrica sämtliche Entzugssymptome beseitige und beklagte, warum denn das nicht in der Suchtmedizin zur Anwendung komme. Allerdings merkte ich auch, dass Lyrica recht schnell eine körperliche Abhängigkeit erzeugt, die sich ähnlich anfühlt wie ein Opioidentzug, aber (meines Erachtens nach) recht gut innerhalb weniger Tage ausgeschlichen werden kann. Lyrica ist für mich auf jeden Fall DAS Mittel der Wahl beim Kratomentzug gewesen!
  • Levodopa-Medikamente wie Restex. Damit bekam ich nämlich die Restless Legs in den Griff. Ich fand es so dermaßen zum Kotzen, dass man mir in beiden Kliniken NICHTS gegen die Rest Legs geben wollte, obwohl sie mich so sehr um den Schlaf brachten und den ganzen Folgetag noch viel mehr unerträglich machten als ohnehin schon.
  • Hoggar-Night bzw. Schlafsterne. Diese Schlafmittel gelten als stärkste rezeptfreie Schlafmittel. Ihr Wirkstoff ist Doxylamin. Mir halfen sie sehr beim Ein- und Durchschlafen. Allerdings gibt es auch einen kleinen Kater am Folgetag. Aber das nahm ich für guten Schlaf in Kauf!
  • Loperamid. Loperamid  ist ein Opioid, das nicht die Bluthirnschranke überwindet und dadurch keinen Rausch erzeugt. Es hat bei mir einige Entzugssymptome gelindert und vor allem den nervigen Durchfall minimiert. Viele Kratomentzügige schwören auf Loperamid!
  • Cannabis. Lindert die Symptome und stoppt das Craving, aber es besteht die Gefahr, Kratom durch Gras zu ersetzen.Also Vorsicht!
  • Sport machen! Klingt so banal weil es jeder weiß, aber es am eigenen Leib zu erfahren ist nochmal eine Bestätigung ganz anderer Art. Schon nach nur 30 Liegestützen spürte ich für etwa 30 Minuten keinerlei körperliche Entzugserscheinungen mehr! Der Psychiater in der Klinik meinte dazu: "Sie sind eben ein Mensch, der sich selbst spüren muss". Auch Laufen half mir sehr.
  • Ein Ziel haben! Ich habe konkrete (Lebens-)Ziele gedanklich formuliert und mich darauf fokussiert.
  • Psychotherapeutische Begleitung. Die Drogentherapie und mit ihr auch die Psychotherapie half mir sehr. Kann ich nur empfehlen, bei ernsthafter Absicht auch eine Therapie zu machen!

Zusammenfassung

Lange Reder, kurzer Sinn. Entgegen der landläufigen Meinung diverser Drogenforen kann Kratom tatsächlich richtig süchtig machen und einen langen, schmerzhaften Entzug verursachen. Ich habe dadurch viele Jahre meines Lebens vergeudet, weil es sich auf Opioiden sehr selbstgenügsam-phlegmatisch leben lässt. Nicht nur, dass ich mit etwa 1500 Gramm jeden Monat viel Geld für den Kauf von Kratom ausgab. Diese irrwitzige Menge sorgte beim Entzug auch dafür, dass ich erst etwa 90 Tage später beschwerdefrei leben konnte. Niemals würde ich jedoch Kratom verteufeln, sondern ich selbst bin derjenige, der vorhandene Baustellen mit Kratom provisorisch flickte. Ich möchte nur Konsumenten warnen, besser kein Kratom zu probieren, wenn sie bereits in der Vergangenheit psychoaktive Substanzen täglich einnahmen und missbrauchten. Dann nämlich besteht eine große Wahrscheinlichkeit zur Ausbildung einer Kratomsucht.

Anmerkung Zauberpilzblog-Team: Wir empfehlen allen Süchtigen, beim Entzug vor allem von Opiaten die schamanische "Wunderwurzel" Iboga zu verwenden! Leider hat der Autor offensichtlich davon keinen Gebrauch gemacht, dabei blockiert es durch Opioidrezeptorenbesetzung alle typischen Entzugserscheinungen und wirkt in hoher Dosis darüber hinaus suchtbefreiend durch existenzielle Selbsterkenntnis! Man muss sich nicht so quälen wie im Bericht zu lesen ist (Iboga kann man übrigens auch in Europa in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht nehmen).

Oval@3x 2 Der folgende Kratomentzugs-Langzeit-Erfahrungsbericht stammt von einem Blogleser (vielen Dank für die Einsendung!), der über Jahre hinweg riesige Mengen Kratom konsumiert hat.

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