Nachdem wir uns in den bisherigen Artikeln mit unterschiedlichen Aspekten der schamanischen Kulturgeschichte und des Gebrauchs psychogener Pilze beschäftigt haben, widmen wir uns heute einer Überblick gebenden Zusammenfassung des bisherigen Forschungsstandes aus Sicht der westlichen Wissenschaft.
Allgemein gelten psychogene Pilze aufgrund ihrer langen Tradition als fester Bestandteil der menschlichen Kulturgeschichte. Forscher wie McKenna vertreten sogar die Hypothese, dass halluzinogene Pilze aufgrund ihres Psilocybins als eine Art Katalysator in der menschlichen Evolution gewirkt hätten (Vgl. Rätsch "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen"). Erst durch den Konsum psychotroper Pilze hätten frühe Primaten ein erweitertes Bewusstsein erlangt, durch das das heutige menschliche Gehirn heranreifen konnte. Damit schließt McKenna den „missing Link“ der Evolutionsgeschichte. Sollte seine These zutreffen, wären Magic Mushrooms ein unschätzbar essentieller Aspekt unserer Kulturgeschichte!
Diese Hypothese ist natürlich hochumstritten und wird von der Kulturwissenschaft und anderen Fachdisziplinen sehr kontrovers diskutiert. Allgemein anerkannt hingegen ist, dass halluzinogene Pilze für rituelle, zeremonielle und vor allem religiöse Zwecke von Schamanen verwendet wurden. Auch wenn für die Kulturgeschichte davon auszugehen ist, dass Magic Mushrooms schon vor Beginn der modernen Zivilisation konsumiert wurden, können archäologische Funde eine Verwendung erst seit etwa 3000 Jahren mit Sicherheit nachweisen.
Vorrangig überliefert ist die Verwendung bewusstseinserweiternder Pilze von Süd- und Mittelamerikanischen Schamanen. Für diese archaisch-indigenen Kulturen waren halluzinogene Zauberpilze das „Fleisch der Götter“ und eine äußerst heilige Angelegenheit. Sie berauschten sich damit nicht aus hedonistisch-frivolen Gründen wie viele heutige Konsumenten der westlichen Kulturhemisphäre. Die sakrale Droge wurde gezielt verwendet, um visionäre Eingebungen oder gar Heilungen zu induzieren. Europäische Kolonialisten beobachteten dieses Phänomen in ihren Eroberungsfeldzügen des „neuen Kontinents“ und so stammen erste schriftliche Zeugnisse über Erfahrungen mit Magic Mushrooms erst aus dem 16. Jahrhundert. Der Gebrauch psilocybinhaltiger Pilze erhielt also erst tausende Jahre nach seinem Gebrauch Einzug in die verschriftlichte Kulturgeschichte.
Noch Anfang des 20 Jahrhunderts hielten westliche Forscher psychotrope Pilze tatsächlich für einen fiktionalen Mythos! Man glaubte vielmehr, dass Meskalin Kakteen der Stammeskulturen fälschlicherweise von europäischen Beobachtern für Pilze gehalten wurden. Erst in den 50er Jahren unternahmen Wissenschaftler um Roger Heim Forschungsreisen in das ursprüngliche Gebiet und sammelten die vorgeblichen Zauberpilze selbst. In Selbststudien und chemischen Analysen ergab sich die Tatsächlichkeit der einstigen Schilderungen von psychoaktiven Pilzen. Trotzdem erfuhren Psilocybin haltige Pilze nie die Aufmerksamkeit, wie sie LSD zuteil wurde. Erst mit dem Aufkommen von Drogenshops und dem Trend „back to nature“ rückten Zauberpilze ab den 1990er Jahren vermehr in den Fokus westlicher Konsumenten psychedelischer Drogen. Bis heuten fristen sie allerdings ein Nischendasein – Drogendealer haben eher LSD im Angebot, als psychogene Pilze. Magic Mushrooms kaufen kann man nur noch legal in holländischen Smartshops wie dem Shayanashop. In Deutschland wurden sie spätestens 2006 endgültig als verbotenes Betäubungsmittel geführt.
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